„Monogamie ist wie Standardsoftware – alle nutzen sie, aber kaum jemand fragt: Passt sie überhaupt zu mir?“
Wir alle sind in einer Gesellschaft groß geworden, in der Monogamie die Norm war. Das eine Modell, das alle kennen – und das kaum jemand hinterfragt. Doch Hand aufs Herz: Wie viele Paare bleiben in dieser „Standardversion“ wirklich erfüllt? Und wie viele leben eher nebeneinander her, mit einem Beziehungsstatus, der zwar stabil klingt, sich aber einsam anfühlt?
Die Wahrheit ist: Treue allein schützt nicht vor Distanz. Was Beziehungen wirklich trägt, sind Ehrlichkeit, Konsens und Freiheit – ob innerhalb oder außerhalb der klassischen Zweierkiste.
Monogamie – die bekannte Standardausführung
Monogamie bedeutet: zwei Menschen entscheiden sich, exklusiv miteinander zu leben. Meist heißt das, sowohl sexuell als auch emotional gibt es keinen „Zugang“ für andere. Für viele fühlt sich genau das sicher, verbindlich und richtig an – und das ist vollkommen legitim.
Aber auch Monogamie hat Spielräume: Manche Paare sind streng exklusiv („Kein Flirt, kein Date, kein Chat“), andere sehen kleine Ausnahmen entspannter. Was die emotionale Exclusivität angeht, darf man auch gerne mal über die "Beste Freundin" nachdenken 😉. Und dann gibt es die serielle Variante: eine monogame Beziehung nach der anderen – immer exklusiv, aber eben nicht lebenslang mit derselben Person.
Konsensuelle Nicht-Monogamie – was steckt dahinter?
Das klingt erstmal kompliziert, ist aber ganz einfach: Alle Beteiligten wissen Bescheid und sind einverstanden. Keine Heimlichkeiten, kein doppeltes Spiel, sondern Klarheit und Transparenz. Und das kann sehr unterschiedlich aussehen:
Offene Beziehung
Hier steht die Zweierbeziehung im Mittelpunkt, aber sexuelle Kontakte mit anderen sind erlaubt. Häufig gilt: „Sex ja, verlieben nein.“ Für manche klappt das wunderbar, für andere ist es eine Dauerbaustelle. Entscheidend sind Absprachen – und die können sich im Laufe der Zeit verändern.
Polyamorie
Polyamorie bedeutet, dass man mehrere liebende, romantische Beziehungen gleichzeitig führen kann – offen, ehrlich und konsensuell.
Es gibt Modelle mit klarer Hierarchie (eine „Hauptbeziehung“ und weitere Partnerschaften drumherum), und es gibt egalitäre Ansätze, in denen alle Beziehungen denselben Stellenwert haben. Klingt herausfordernd? Ist es oft auch – aber für manche die ehrlichste Art zu lieben.
Beziehungsanarchie
Das ist sozusagen die Open Source-Version: Keine festen Rollen, keine Hierarchien, keine Kategorien. Stattdessen wird jede Verbindung individuell gestaltet: Wieviel Nähe wollen wir, wieviel Alltag, wieviel Verbindlichkeit? Klingt radikal – und das ist es auch. Für viele aber eine befreiende Alternative zum Standard-Denken.
Was wirklich zählt – egal, welches Modell Sie wählen
Ob Monogamie, offen, poly oder anarchisch: Kein Modell ist ein Garant für Glück. Monogamie schützt nicht automatisch vor Einsamkeit. Und eine offene Beziehung ist kein Zaubermittel gegen Langeweile im Bett.
Wichtiger sind Fragen wie:
- Wie ehrlich können wir miteinander reden?
- Wie klar sind unsere Absprachen?
- Haben wir die Ressourcen – Zeit, Energie, emotionale Stabilität – für das, was wir uns wünschen?
- Und: Wollen wir beide dasselbe – oder laufen wir in unterschiedliche Richtungen?
Fazit: Bewusste Wahl statt automatische Übernahme
Am Ende geht es nicht darum, Monogamie schlechtzureden oder Nicht-Monogamie zu idealisieren. Beides kann erfüllend sein – wenn es passt.
Wichtig ist nur: zu wissen, dass es Alternativen gibt. Und sich bewusst zu entscheiden. Für Monogamie, weil man sie wirklich will – nicht, weil sie die einzige Option zu sein scheint. Oder für ein anderes Modell, das die eigenen Bedürfnisse ehrlicher widerspiegelt.
Denn: Beziehungen sind kein Fertigpaket, sondern ein Gestaltungsraum. Und die schönste Version ist die, die wirklich zu Ihnen passt.